Verpackungsblog #2

Serviette aus Tetra Pack Rezyklat
Serviette aus Tetra Pack Rezyklat

Erst vor kurzem wurde ich wieder einmal gefragt, wie soll denn der neue Artikel verpackt werden.  Da stellen sich natürlich ganz viele Fragen, die zu klären sind. Welcher Artikel ist es? Wenn es ein Lebensmittel ist: Wie wird es verkauft, transportiert, kann soll es zentral verpackt werden? Manche Fragen scheinen so banal zu sein, dass man wohl nicht glauben würde, dass dies schon mal nicht bedacht wurde: Gibt es eine Haltbarkeit die gewünscht ist? Reagiert das Produkt mglw. mit der Verpackung? Nicht zu vergessen ist, was an Botschaft soll die Verpackung transportieren? Ist es exklusiv, hochwertig wie Parfums oder ein günstiger Artikel der nur eine Hülle benötigt, die idealerweise sehr günstig sein soll? Muss man auf Anforderungen von Partnern in der Supply Chain Rücksicht nehmen- besondere Verpackungseinheiten, spezielle Umgebungen wie Feuchte, Hitze etc.?

Sobald alle grundsätzlichen Fragen mehr oder weniger geklärt sind und man weiß, was, wie und wo verkauft werden soll landet man fast immer bei der Materialfrage. Diese ist heute nicht mehr so einfach zu beantworten, da im gleichen Atemzug Schlagworte wie CO2 Bilanz, FSC, PEFC, Papier, Bambus, Zuckerrohr und PLA einem entgegen geworfen wird. 

 

Das böse Plastik?!

 

Ich möchte mich in diesem Blog etwas mehr dieser Frage widmen, da es aus meiner Sicht an der Zeit ist mehr Objektivität in diese Diskussion zu bringen. Es heißt Papier wäre so ökologisch, hätte einen geringen CO2 Abdruck weil ja kurze Wege, würde sich gut und leicht Abbauen und ist "natürlich". 

Auch ich bin grundsätzlich ein Papierfan und mag die Haptik und Optik sehr, ABER es werden viele Wälder gerodet, sehr viel Energie und Wasser benötigt um es herzustellen und es kann nur sehr eingeschränkt oft rezykliert werden. So wunderbar verrottet es auch nicht wenn es in den Seen und Meeren schwimmt, wie man uns glauben schenken möchte.

Plastik hingegen wird vor allem in Österreich und Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern eifrigst gesammelt (in Ö 96% Sammelquote - Quelle: ARA) und aufbereitet so dass ein sehr gut funktionierender Kreislauf eine sehr hohe Rezyklingquote entstehen lies. Erst wenn die Verpackung verschmutzt oder nicht mehr aufbereitet werden kann, wird sie verbrannt und als Fernwärme ins Netz gespeist. Ich bin der Meinung, dass es doch viel besser ist aus Öl eine Verpackung zu erzeugen, diese zu nutzen und erst dann diesen Rohstoff als Energiequelle zu verarbeiten. Außerdem sind für viele Produkte die Eigenschaften von Plastik von Vorteil, wenn es Barrierefunktionen benötigt wie bei Milch, Käse und auch bei bei Obst und Gemüse.  Auch sehe ich die klassische Plastiktasche nicht so schlimm, wie man es uns glaubhaft machen möchte. Viele dieser Taschen waren ja die Müllbeutel von morgen und somit gut eingesetzt. Stabilität und Schutz vor zB Nässe sind ebenfalls starke Argumente. Und nicht zuletzt haben sie im Transport und Lagerung massive Vorteile und sparen somit nicht nur Kosten sondern auch CO2 Ressourcen. Übrigens sind es nur weniger als 2% des Erdöls, welches für Plastikverpackungen herangezogen wird.

Ich möchte aber nochmals betonen, dass ich keineswegs ein Plastikfreund bin oder ein Lobbyist dafür, vielmehr geht es mir um eine offene und sinnvolle Diskussion. Entscheidend wäre Sammelsysteme wie sie in Österreich und tw. auch in Deutschland gut funktionieren zu exportieren und so das grundsätzliche Abfallproblem in den Griff zu bekommen. 

Vor allem zu versuchen es dort in den Griff zu bekommen wo es tatsächlich entsteht und zu den Problemen führt. 

 

Was ist mit Zuckerrohr und Co?

 

Aktuell boomen gerade Verpackungen aus Zuckerrohr, Bambus, Soja, Kartoffelstärke usw. Grundsätzlich halte ich es für falsch Lebensmittel als Verpackungen zu zweckentfremden. Hinterfrägt man woher all diese Zuckerrohr und Bambus Artikel kommen, dann wissen wir, dass diese eine lange Reise hinter sich haben. Auch müssen sie oftmals speziell behandelt werden um konserviert und verpackungstauglich gemacht zu werden. Eine sehr gute Entwicklung sehe ich im Aufbereiten alter Milchkartons zu neuen Verpackungen. So werden die alten Tetrapackungen in deren Bestandteile aufgetrennt und dann zB werden Servietten daraus gefertigt. Die Bäckerei Ströck zum Beispiel testet diese innovativen Servietten als einer der ersten Unternehmen in Österreich. 

 

Gras als neue Alternative?

 

Eine sehr neue Entwicklung ist, Heu bzw. Weidegras als Rohstoff für Papier heranzuziehen. Eine deutsche Papiermühle hat entdeckt, dass dies machbar ist und die Qualität eine sehr ansprechende ist. 

Hintergrund der Idee ist, dass es in Deutschland und Österreich zu viele ungenutzte Weideflächen gibt, nachdem die Viehzucht sich stark reduziert hat. Die ersten produzierten Verpackungen lassen kaum Unterschiede erkennen. Erste Muster liegen uns bereits vor, dabei handelt es sich um Burgerboxen, coffee to go Becher und Papiere. 

 

Es ist schön zu erkennen, dass man weiterhin kreative Lösungen sucht um den Themen Nachhaltigkeit und Ökologie ernsthaft zu begegnen. 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0